Archiv für Mai, 2008

Wired berichtet heute vom „Big Word Projekt„. Für einen Dollar pro Buchstaben kann man auf dieser Site Wörter kaufen und dann von dort auf die Website seiner Wahl verlinken.

„president“ etwa zu barackobama.com. Über 4300 Wörter sind bis jetzt „definiert“. So kann man auch sein Geld verdienen!

Kann man das social networking nennen? Jedenfalls crowdsourcing. The crowd arbeitet bei der Erstellung der Site mit und zahlt auch noch dafür.

Diese Site wird wahrscheinlich nicht lang in Mode sein, aber das Geld ist verdient.

Vielleicht ist es Zeit für eine neue Definition von „Content“?

Über Tish Grier bin ich auf Crowdsourcing aufmerksam geworden – ein Artikel in Wired vom Juni 2006.

Statt Aufgaben in fremde Länder auszulagern, werden sie einfach an eine Menge von Amateuren delegiert – die Freude daran haben und auf ihren Gebieten Experten sind.

Als Beispiele werden angeführt: Wikipedia, open source Software-Konzepte, Ebay … Flickr könnte man auch nennen und die vielen Sites, die user genertated Content publizieren (UGT).

Mehr als die Hälfte aller amerikanischen Jugendlichen produziert Content und publiziert diesen online.

Da höre ich wieder Jeff Jarvis: „Who wants to own content?“ Content ist kein knappes Gut mehr.

Die Firmen mit dem Doppel-O sind erfolgreich: wie Google, Yahoo!, Yoyodyne. Sagt Seth Godin bei CNN/Money.

Und jetzt gibt es Ooyala, die Videos syndizieren und (coming soon) mit relevanter Werbung versehen wollen.

Das würde es wieder ein bisschen lohnender machen, Content zu produziern und zu besitzen, wenn Ooyala diesen Service auch für die kleineren Produzenten anbieten würde.

Gefunden bei CNN/ Money.

Content Broker sind finanziell erfolgreicher als Urheber von Content.

Wikipedia:

A broker is a party that mediates between a buyer and a seller.

„mediates“ – vermittelt. Da haben wir es wieder: Google, Flickr, del.icio.us, Wikipedia vermitteln Content, der durch Urheber eschaffen wurde. Der finanzielle Return für die Urheber ist allerdings in den meisten Fällen gering.

Die meisten Urheber wollen auch gar kein Honorar. Sie freuen sich, ihren Standpunkt öffentlich dartun zu können. Wie Herr Karl in diesem Blog.

Aber es gibt Content, der nur unter Einsatz von Kapital erstellt werden kann. Qualität kann es auf die Dauer nicht gratis geben. Was machen diese Urheber? Wie monetarisieren sie ihre Werke in einem Netz, das von der Vermittlung beherrscht wird? Eine Vermittlung, die immer effektiver, kostengünstiger und vor allem unkontrollierbarer  wird?

Wir wollten Urlaub in Californien machen.

Und wie sieht es in Californien denn nun wirklich aus? Da gehen wir doch mal zu Flickr und gucken die Bilder mit dem Tag „California“ an.

Irgendwie sind wir darüber zum Foto-Stream von Apple Crisp gekommen und haben stundenlang vor dem Computer gesessen, wunderschöne Fotos angeschaut und interessante Kommentare gelesen.

Wir wollten mehr über Apple Crisp erfahren und haben dann herausbekommen, dass es das Pseudonym (oder der Nick, wie man wahrscheinlich sagt) von Layne Russell handelt.

So sind wir auf Layne Russells Website gekommen.

Einige Fotos stammen aus der Werkstatt Ihres Mannes, der Gitarrenbauer ist und zeigen sehr eindrucksvoll die Entstehung der Gitarren.so sind wir auf auf die Site von Russel Guitars gekommen.

Der Dollar ist im Moment günstig: hier ist eine Chance, eine handgemachte Gitarre aus Californien zu erwerben.

Nun die böse Frage: Hat sich das Foto-Sharing für Layne und ihren Mann gelohnt?

Okay: andere Leute erlösen gar nichts mit ihrem Hobby. Der Weg ist das Ziel.

Andererseits: Für 2 Stunden qualitativ hochwertiger Unterhaltung entsprechend Layne Russels Fotos hätten wir im Kino glatt 2X 10,- Euro gezahlt. Frau Russel bekommt: nix. Außer 3 Links von Herrn Karl. Big Deal …

Sie hat allerdings nicht die Marketing- und Distributionskosten, die der Kinofilm hat. Sie braucht keinen Kartenabreisser und niemanden, der das Kino hinterher sauber macht. Und die meisten Kinofilme erlösen für die Produzenten weniger als nix – sie machen nämlich Miese.

Aber das kann nicht wirklich ein Argument sein für „sharing content in the social media“.

Who wants to own content? If nobody: who wants to create content?

Okay:

„Der Weg ist das Ziel.“

„Das Lied, das aus der Kehle klingt, das ist der Lohn, der reichlich lohnet …“ (Goethe, Der Sänger)

Oh, please dear: cut that crap. Urheberinnen und Urheber müssen von ihrer Arbeit (gut) leben können. Oder sind sie nur die nützlichen Idioten derjenigen, die am effektivsten vermitteln?

Andere Frage: Können Urheberinnen und Urheber durch die Vermittlung in den Social Media etwas erhalten, das sich für sie in Euro, Dollar und Cent auszahlt?

Im Post Kontakte herstellen beziehe ich mich auf einen Artkel von Seth Godin.

Diesen Artikel habe ich über das Blog des Bassisten Steve Lawson gefunden. Steve gibt nicht nur seine Quelle an, sondern auch das Zwischenglied:

Thanks to this post on lovely Valerie Gonyea’s blog, I’ve found very cool quote from this great post by Seth Godin

Die Leserinnen und Leser finden also 2 wertvolle Quellen, die sich mit dem Thema von Steves Artikel beschäftigen – jeweils aus einem anderen Blickwinkel.

Sowohl Steve als auch Valerie Gonyea zitieren Seth sehr ausführlich: 3 volle Absätze. Das könnte der Originalurheber Seth auch negativ auffassen. Schließlich wird seine Formulierung jetzt 3 mal (wahrscheinlich noch öfter) in den Suchmaschinen gefunden.

Statt allein und exklusiv seinen treffend formulierten Standpunkt anzubieten teilt er ihn und bedankt sich sogar in den Kommentaren zu Valerie Gonyeas Post.

Ohne Valerie hätte Steve nicht Seth gefunden. Ohne Steve hätte Herr Karl nicht Valerie und Seth gefunden.

Falsche Frage!„, sagt Andrew Dubber. Die Frage muss nämlich heißen:

„Wie kann das Internet mir helfen, mit Musik Geld zu verdienen?“

So, so: und wie nun? Diese Frage beantwortet der Post nicht, setzt aber den Reflexionsprozess in Gang: Etwa mit der Kombination freier Download/ Werbung, wie hier beschrieben?

Vielleicht äußert Andrew sich ja noch einmal etwas detaillierter.

Ein guter Freund aus der Printwelt erzählt:

„Ich hab mir einen Satz E-Mail Adressen gekauft. Alle Leute, die mir irgendwie einen Job geben könnten schreibe ich an, wenn meine neue Website online ist.“

Boh, da ist Herr Karl ein bisschen geschockt:

„Aber das ist doch Spam! Du kannst doch nicht einfach uneingeladen eine Mail an irgendjemanden schicken. Und dann auch noch mit einem Link zu deiner Site! Da ist die Reputation der Site gleich futsch, kaum dass sie online ist.“

Da sagt mein Freund aus der Printwelt:

Nö, das sehe ich nicht so. Man muss doch jemandem schreiben dürfen. Das ist ja quasi eine Bewerbung.

Wie so eine (Be)werbung aufgenommen wird, erzählt Seth’s Blog. Und gibt Tips, wie man Kontakt herstellen kann, ohne zu spammen, indem man die Welt aus den Schuhen seines Gegenübers sieht.

Nicht von sich ausgehen – sondern vom Gegenüber. Engagement zeigen, zuhören, antworten: Aufmerksamkeit verdienen – und dann etwas anbieten.

Am 15. November fragte Ethan Smith vom Wall Street Journal: „Can a Firm Profit From Free Tunes?

Die Antwort gab es damals noch nicht.

Angesichts der sinkenden Verkaufszahlen im Tonträgerbereich müsse eine neue Art des Musikkonsums gefunden werden, die frei von Kopierschutz den Konsumenten kostenlos bereitgestellt wird und voll durch Werbeeinnahmen finanziert wird.

Wenn ich allerdings die Musik durch Werbung finanzieren möchte, dann bin ich darauf angewiesen, dass sie auch nur auf meiner Site gedownloaded wird – wo nämlich die Werung gezeigt wird. Oder ich muss die Werbung in die Musik einbauen.

Who wants to own content? Die User möchten aber gerade ihre eigenen Vertiebswege nutzen und die Musik kreativ nutzen. Wo bleiben dann die Werbeeinnahmen?

Who wants to own content?“ fragt Jeff Jarvis in seinem wegweisenden Post.

Darauf bezieht sich mein Artikel „Wer zahlt für Content?

Wenn es sich nicht lohnt, die Rechte an Content zu besitzen – who wants to create content?

Wer will die Herstellung von Content bezahlen, wenn er nicht mehr verwertbar ist?

Oder ist er verwertbar, nur auf anderen Wegen?

Rockbands verdienen ihr Geld jetzt nicht mehr mit Tonträgern, sondern mit Tourneen. Tourneen, die nicht ausverkauft wären, wenn diese Bands nicht im Internet oder den getauschten Tonträgern präsent wären.

Aber nicht alle können Tourneen machen.